Mittwoch, 8. April 2009

Lektüre

Als ich vorhin im Park saß, erging es mir wie so oft, wenn ich in einem Buch des Dalai Lama lese. Ich werde erfüllt von einer inneren Ruhe, einer Wärme, einem positiven Wohlgefühl, denn in den Texten geht es stets um Harmonie, Liebe, Mitgefühl und die Vermeidung negativer Gefühle. Doch so sehr das auch in dem Moment positiv zu wirken mag, so irritiert es mich doch auch und lässt mich Abstand gewinnen. Denn ... seltsamerweise gestaltet sich mein Leben weitaus weniger positiv als ich da lese.

Der einzige Weg zum inneren Frieden solle sein, immer bereitwillig zu helfen und nicht egoistisch zu sein. Das erscheint mir aus meiner Erfahrung in der realen, harten Welt, die ich jeden Tag erlebe, nicht sehr praktikabel. Ich kann mich gerade in der letzten Zeit an viele Situationen erinnern, aus denen ich eher die Lehre gezogen habe, egoistischer zu sein. Wenn ich anderen etwas gebe, ist unweigerlich ein Stück weit damit die Erwartung verbunden, wieder etwas zurückzubekommen. Und eine solche Erwartungshaltung bietet Platz für Enttäuschungen ...
Wenn ich völlig unegoistisch bin, bietet das Platz für ein Abhängigmachen von anderen, das auch wieder mir selbst zum Nachteil wird, in dem Moment, wo mein Gegenüber nicht sich ähnlich gebunden oder abhängig zu mir fühlt. Abgesehen davon habe ich im Nachhinein Situationen oft so beurteilt, dass mein Einsatz für andere von denjenigen überhaupt nicht gewertschätzt wurde, sodass eine Portion Egoismus niemandem einen Nachteil, sondern höchstens mir einen Vorteil gebracht hätte.

Ähnlich wie mit diesem Punkt frage ich mich an vielen Stellen, ob ein solch harmoniegestopftes Geschreibe heutzutage irgendeine Anwendbarkeit ergibt.
Für meine Begriffe verhalte ich mich in vielen Position richtig, ... aber auf meine Gutmütigkeit kommt eher Negatives zurück, .. und ich lande am Ende wieder bei der Frage, warum ich "so schlecht ankomme", mir so schwer tue in neuen Kreisen und immer das Gefühl habe mich übermäßig um die Gunst von anderen bemühen zu müssen. Eine beherrschende Frage dieser Tage, die vermutlich auch mit der recht vordergründigen Angst immer ein weniger spannendes, atemberaubendes und erfüllendes Leben zu haben als andere. Keine sehr ausgeglichene, zufriedenstellende Situation ...

Den universellen Lebenssinn beantwortet der Dalai Lama an einer Stelle lapidar mit dem Suchen nach Glück, und eben dieses Glück sei nur Produkt innerer Einstellung. Das erscheint mir unlogisch, weil dann aus den täglichen Abläufen jedem das selbe objektive Glück entstehen müsste, was durch den Einfluss des Zufalls etc unrealistisch erscheint. Zum anderen erscheint mir das Anstreben von Glück ein zu wenig lauteres Ziel. Vllt stimmt mich das so unzufreiden, dass ich zunehmend sehen muss, dass es wohl tatsächlich um nicht mehr und nicht weniger geht im Leben. Die Welt verändern ist nicht so einfach, wie man dachte. Überhaupt fehlen mir die großen romantischen, heldenhaften, idealistischen Geschichten, Träume und Zukunftsvisionen. Zu ziellos ist mein Leben momentan, oder der Alltag ist zu wenig erfüllend, spaßvoll, mit positiven Kleinigkeiten geprägt, denn immer dann, wenn es schon keinen sonderlichen Spaß macht, ist die Suche nach einem Sinn und Ziel dahinter besonders intensiv.
Wie geht man um mit solchen Tagen? Alles eine einzige Arbeit an sich selbst? Nun, dann wäre ich wohl ein ziemlicher Versager ...

Traurige Gedanken ...

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